Fotografieren mit dem Weitwinkel-Objektiv
Was bedeutet Weitwinkel?
Als Weitwinkelobjektive bezeichnet man alle Objektive mit einer Brennweite von ca. 10mm bis ungefähr 35mm.
Ein Weitwinkelobjektiv erfasst mehr von der Umgebung als wir mit unseren Augen sehen. Der Bildwinkel ist größer.
Bei Vollformat-Kameras beginnt der Weitwinkel- Bereich bei 35mm Brennweite (und kürzer), bei APS-C-Kameras (kleinerer Sensor) sind es ca. 24mm (und kürzer).
Folgende Klassifizierung kann man grob vornehmen:
Leichtes Weitwinkel: 35 mm (APS-C : 22 mm)
Normales Weitwinkel: 28 mm (APS-C: 17 mm)
Starkes Weitwinkel: 24 mm (APS-C: 15 mm)
Ultraweitwinkel: 20 mm und weniger (APS-C: < 13 mm)
Wo werden Weitwinkelobjektive eingesetzt?
Beliebt sind sie überall dort, wo möglichst viel aufs Bild kommen soll, zum Beispiel in der Architekturfotografie, oder/und dort, wo es unmöglich ist, einen größeren Abstand zum Motiv herzustellen. (z.B. enge Gassen usw.). Darum werden diese Objektive auch in Innenräumen gern genutzt.
Einsetzten kann man sie aber überall - und immer da, wo dieser spezielle Bildlook gewünscht ist. Immer häufiger sehe ich zur Zeit Portrait-Aufnahmen, die mit Weitwinkel gemacht wurden. Hier ist allerdings ein achtsamer Umgang Vorraussetzung, damit die Portraitierten nicht unschön verzerrt dargestellt werden.
Witzige Bilder kommen hier aber allemal zustande. :-)
Welche Eigenschaften hat ein Weitwinkelobjektiv?
- Weit entfernte Gegenstände werden kleiner abgebildet. Ein Weitwinkel verkleinert bei gleicher Motiventfernung also den Bildmaßstab. Nah vorne liegende Objekte werden dagegen vergrößert dargestellt.
- Sie haben eine große Schärfentiefe. Bei 12mm Brennweite liegt der Schärfebereich bei Blende f/4 schon im Bereich von 70 cm bis unendlich, bei 24mm immerhin noch im Bereich 2,5 Meter bis unendlich. Mit ein wenig Abblenden ist es möglich bei dieser Brennweite nahezu den kompletten Bildbereich scharf abzubilden.
- Am Bildrand treten Verzerrungen auf.
Objekte/Subjekte am Rande eines mit einem Weitwinkel Objektiv aufgenommenen Bildes sind durch die am Rand stärker vorhandene Verzerrung mehr in die Breite gezogen. Menschen sollten also möglichst mittig im Bild platziert werden, da dort die Verzerrung am geringsten beziehungsweise nicht vorhanden ist. Denn Weitwinkel-Objektive sind insbesondere in der Bildmitte gut korrigiert. Gerade Linien bleiben gerade und die Proportionen stimmen in der Mitte sehr gut. - Stürzende Linien.
Je kürzer die Brennweite, je näher man am Motiv dran ist und je größer der Neigungswinkel der Kamera ist, desto drastischer wird der Effekt der stürzenden Linien. (Diese können vermieden werden, indem man die Kamera gerade hält – also sie weder nach unten noch nach oben neigt.)
Wie setzt man das Weitwinkel-Objektiv sinnvoll ein?
Achte auf den richtigen Bildausschnitt und nutze führende Linien.
Das ist zwar immer angebracht, aber beim Weitwinkel ist es besonders wichtig. Da sehr viel aufs Bild passt, ist auch die Gefahr weit größer, dass sich zu viele störende Bildelemente im Ausschnitt befinden.
Dass so viel aufs Bild passt ist aber gleichzeitig der große Vorteil der Weitwinkel-Objektive, denn so ist es möglich viel von einer Szenerie zeigen zu können. Gleichzeitig birgt das aber auch die Gefahr, dass der Betrachter sich im Bild verliert und nicht weiß, wohin er eigentlich schauen soll.
Aus diesem Grund solltest Du beim Fotografieren mit Weitwinkeln besonders darauf achten, dass du Linien im Bild hast, die das Auge des Betrachters durch das Foto führen - so genannte führende Linien. Beispiele hierfür sind Flussläufe, Wege oder auch Wolkenstrukturen undsoweiter.
Vorder- und Hintergrund in Beziehung setzen.
Weitwinkelobjektive sind gut geeignet, wenn es darum geht, einen sinnvollen Bezug zwischen Motiv und Umgebung herzustellen. Ein Beispiel hierfür wäre eine kleine Blume im Vordergrund, umrahmt von einer sehr großen und weiten Landschaft im Hintergrund.
Dies ist ein in der Landschaftsfotografie oft eingesetztes Stilmittel. So kann man die bereits erwähnten Größenverhältnisse dramatischer im Bild darstellen. Weitwinkel-Linsen eigenen sich dafür besonders gut, weil man sehr nah an sein Motiv im Vordergrund heran kommt.
Die so genannte Naheinstellungsgrenze (= Mindestabstand zwischen Kamera und Motiv) ist bei WW-Objektiven oft gering. Darüber hinaus erscheinen – wie schon erwähnt - bei kurzen Brennweiten Objekte im Vordergrund größer und Objekte im Hintergrund kleiner als diese tatsächlich sind, was den Effekt nochmals deutlich verstärkt.
Objekte groß machen
kennzeichnend für Weitwinkel Objektive ist die typische Tiefenstaffelung. Das bedeutet, dass entfernte Objekte überproportional verkleinert werden. Im Weitwinkel lassen sich kleine, zunächst unscheinbar wirkende Objekte wirksam in Szene setzen. Hierzu macht man sich die perspektivische Verzerrung zu Nutze und geht möglichst nah an das betreffende Objekt heran. Den Fokus setzt man auf das Objekt; ob man den Hintergrund mit kleiner Blende scharf lässt oder in leichte Unschärfe taucht, ist Geschmackssache. Zu unscharf darf er aber nicht sein – sonst geht der Effekt verloren. Je geringer die Naheinstellgrenze des Objektivs ist, desto stärker ist dieser Effekt.
Landschaft mit Vordergrund aufnehmen
Landschaftsfotos mit Weitwinkel benötigen einen interessanten Vordergrund – sonst gerät das Foto in Gefahr, zu kleinteilig und auch langweilig zu wirken.
Am einfachsten ist die Suche nach interessanten Objekten in Bodennähe – Blumen, Pilze oder kleine Felsen bieten sich an. Die Blende sollte man wegen der benötigten Schärfentiefe möglichst weit schließen.
Verzerrungseffekt nutzen
Je nachdem, wie das Objektiv geneigt wird, können die Verzerrung und stürzenden Linien für ein interessantes Foto genutzt werden. Beispielsweise können so Eisbrocken, Steine, Hölzer oder Pfützen viel größer wirken als sie tatsächlich sind. Dies kann sich hervorragend zum Fotografieren von z.B. Reflexionen eignen.